Rund um Villnöß in 5 Tagen

Schlüterhütter und Geislerspitzen bei Sonnenuntergang. Foto: Konrad Gwiggner

Rund um Villnöß, der ursprünglichen Heimat der Brüder Günther und Reinhold Messner, ragen vielfältige Bergkämme empor. Im Norden die sanften Rücken von der Plose bis zum Großen Gabler. Im Osten der völlig freistehende Peitlerkofel und der zahnige Günther-Messner-Steig über die Aferer Geisler. Im Süden die millionenfach fotografierten und weltberühmten Villnösser Geislerspitzen und anschließend das flache Almgebiet der Raschötz mit einem fantastischen Rundumblick.

Foto: Konrad Gwiggner
Foto: Konrad Gwiggner

Tag 1: von der Plose über drei sanfte Gipfel zur Schatzerhütte

– Gehzeit: 5 Stunden 53 Minuten
– Aufstieg: 1.047 Höhenmeter
– Abstieg: 762 Höhenmeter
– Distanz: 12,6 Kilometer

Der Bahnhof Brixen ist wohl der einfachste Öffi-Einstiegspunkt in die Dolomiten, deshalb trifft man hier auch gerne Gleichgesinnte. Von dort nehmen wir den Bus 321 bis zur Plose Talstation. Hilfreich dabei ist https://www.suedtirolmobil.info/de/. Wir könnten auch mit dem Bus weiterfahren bis zur Haltestelle Afers Skihütte, wäre kostengünstiger, doch das stille nach oben Gleiten in der Gondel mit einem tollen Weitblick hat was für sich. Somit startet unsere Wanderung an der Bergstation der Plosebahn.

Mountainbike Paradies Plose - Bergstation unser Startpunkt. Foto: Konrad Gwiggner
Mountainbike Paradies Plose – Bergstation unser Startpunkt. Foto: Konrad Gwiggner

Nach nur wenigen Metern lassen wir den Rummel hinter uns und sind alleine auf weiter Flur. Unser erstes Ziel ist die Plosehütte. Der zugehörige Gipfel wäre der Monte Telegrafo. Der schaut uns zu verbaut aus, deshalb lassen wir den aus und gehen gleich weiter zur Pfannspitzhütte. Wir erleben hier eine spitzenmäßige Verköstigung. Von dort sind es nur wenige Höhenmeter bis zur Pfannspitze bzw. dem nördlich davon gelegenen Aussichtspunkt.

Die sanften Grasrücken von der Plose bis zum Großen Gabler, im Hintergrund die Zillertaler. Foto: Konrad Gwiggner
Die sanften Grasrücken von der Plose bis zum Großen Gabler, im Hintergrund die Zillertaler. Foto: Konrad Gwiggner

Der Weg führt über angenehmes Gelände weiter bis zum Gipfelanstieg des Großen Gabler, welcher einzelne felsige, ausgesetzte, aber zum Teil seilversicherte Passagen aufweist. Am Gipfel angekommen ist noch leicht Zeit zum Verweilen und Genießen, denn es wartet nur noch der Abstieg zur Schatzerhütte.

Blick vom Großen Gabler auf Peitlerkofel (links), Aferer Geisler (mitte) und Villnösser Geisler (dahinter). Foto: Konrad Gwiggner
Blick vom Großen Gabler auf Peitlerkofel (links), Aferer Geisler (mitte) und Villnösser Geisler (dahinter). Foto: Konrad Gwiggner

Beim Abstieg vom Großen Gabler ist unbedingt der Weg mit der Karte zu vergleichen, da einerseits Teilstrecken des Weges, vor allem im Gipfelbereich, nicht eindeutig sind und andererseits, weiter unten, Weggabelungen nicht klar genug ausgeschildert sind. Mit Karte gelingt es auf jeden Fall.

Blick von der Schatzerhütte auf den Peitlerkofel und die Aferer Geisler mit dem Günther-Messner-Steig. Foto: Konrad Gwiggner
Blick von der Schatzerhütte auf den Peitlerkofel und die Aferer Geisler mit dem Günther-Messner-Steig. Foto: Konrad Gwiggner

Die Schatzerhütte (privat) beherbergt fast ausschließlich Gäste für längere Aufenthalte. Sie ist mehr ein Retreat als eine Berghütte. Andere Gäste erzählen uns von ihren Zimmern, mit Panoramafenstern bis zum Boden, eigenem Bad und sogar Fußbodenheizung. Auch ein paar Blockhäuser in der näheren Umgebung gehören dazu.

Wir beziehen zu Zweit unser Sechsbettlager, welches es auch noch gibt und genießen den direkten Ausblick vom Bett auf den Peitlerkofel.

Der Wirt entstammt einer Haubenküche und zaubert tatsächlich Wunderbares auf den Teller. Das Brot wird hier selbst gebacken, Fische selbst gezüchtet, Gemüse selbst gezogen.

Ein perfekter Ort für eine Auszeit. Nach ein paar Tagen hier, hat man sehr wahrscheinlich ein paar Kilo mehr auf der Waage.

Die Nacht sowie das Frühstück sind perfekt.

Tag 2: von der Schatzerhütte über den Peitlerkofel zur Schlüterhütte

– Gehzeit: 6 Stunden 37 Minuten
– Aufstieg: 1.132 Höhenmeter
– Abstieg: 819 Höhenmeter
– Distanz: 14,0 Kilometer

Aferer Geisler im Morgenlicht. Foto: Konrad Gwiggner
Aferer Geisler im Morgenlicht. Foto: Konrad Gwiggner

Am Morgen führt der Weg in Richtung Rodelalm, dort ein kleines Stück der Straße entlang, um dann rechter Hand wieder in den Wald zu verschwinden. Vier Tage zuvor waren schwere Unwetter, welche Teile des Wanderweges abgerissen hatten, sowie ein Teil der Straße. Beides wurde notdürftig wiederhergestellt und war für uns passierbar.

Aufstieg zur Peitlerscharte. Foto: Konrad Gwiggner
Aufstieg zur Peitlerscharte. Foto: Konrad Gwiggner

Beim Aufstieg zur Peitlerscharte vereinigt sich unser Weg mit jenem vom Würzjoch. Wir hatten da wohl den falschen Zeitpunkt erwischt. Mehrere Wandergruppen waren ebenfalls unterwegs. Nach dem Wettersturz zuvor galt der Aufstieg als erschwert passierbar (aktueller Status alpenvereinaktiv.com). Stellenweise fehlt der ursprüngliche Weg. Selbst für so eine große Personengruppe war es aber gut schaffbar aufzusteigen. Man kann sich hier nicht verirren.

Blick von der Peitlerscharte auf das Almgebiet von Longiarü. Foto: Konrad Gwiggner
Blick von der Peitlerscharte auf das Almgebiet von Longiarü. Foto: Konrad Gwiggner

Ab der Peitlerscharte führt der Weg links aufwärts zum Peitlerkofel, welchen nur wenige der großen Wandergruppe einschlugen. Das Gelände wird rasch felsiger und steiler. In Serpentinen führt der Weg bis zur Abzweigung Kleiner Peitlerkofel (links) und Großer Peitlerkofel (gerade rauf). Auf den Großen Peitlerkofel führt ein kurzer, einfacher Klettersteig. Wenn sich gerade einige Personen im Klettersteig befinden, ist es besser zuerst auf den Kleinen Peitlerkofel zu gehen und danach den Großen Peitlerkofel zu besuchen. Wir waren dadurch auf beiden Gipfeln alleine.

Blick vom Kleine auf den Großen Peitlerkofel. Foto: Konrad Gwiggner
Blick vom Kleine auf den Großen Peitlerkofel. Foto: Konrad Gwiggner

Nach einer Rast und Kräfte Tanken am Kleinen Peitler geht es über den Klettersteig auf den Großen Peitler. Der Weg ist ausgesetzt und wie üblich sind gute Tritte und Griffe abgenudelt. Vorsicht, Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung, Helm und Klettersteigset sind abzuwägen. Der Aufstieg ist interessant und fantastisch. Mit 2.875 Metern erreichen wir hier den höchsten Punkt unserer Mehrtagestour.

Großer Peitlerkofel. Foto: Konrad Gwiggner
Großer Peitlerkofel. Foto: Konrad Gwiggner

Der Abstieg erfolgt wie der Aufstieg bis zur Peitlerscharte. Ab dort folgen wir dem gemütlichen Weg zur Schlüterhütte. Blumen, Murmeltiere und auch weidende Kühe sorgen für gute Stimmung und laden zu einem Päuschen ein.

Blick auf den Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Foto: Konrad Gwiggner
Blick auf den Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Foto: Konrad Gwiggner

Nach einem wunderbaren Wandertag ist meistens das Begehrteste eine angenehme Dusche, welche in der gut geführten Schlüterhütte genossen werden kann. Hier bleiben wir für zwei Nächte, haben unser eigenes Zimmer und können somit für die morgige Tour einiges an Gepäck hier lassen.

Schlüterhütter und Geislerspitzen bei Sonnenuntergang. Foto: Konrad Gwiggner
Schlüterhütter und Geislerspitzen bei Sonnenuntergang. Foto: Konrad Gwiggner

Bei gutem Wetter bietet es sich noch an, auf den Zendleser Kofel aufzusteigen und den Sonnenuntergang zu genießen.

Sonnenuntergang am Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner
Sonnenuntergang am Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner

Tag 3: von der Schlüterhütte über den Günther-Messner-Steig zurück zur Schlüterhütte

– Gehzeit: 5 Stunden 46 Minuten
– Aufstieg: 965 Höhenmeter
– Abstieg: 965 Höhenmeter
– Distanz: 11,8 Kilometer

Mit leichterem Gepäck geht es heute ein Stück des Weges zurück, um dann auf den Günther-Messner-Steig abzubiegen. Der Günther-Messner-Steig ist mit Schwierigkeit A/B eingestuft. Er enthält eine sehr stabile Leiter sowie mehrere seilversicherte Passagen. Es sind durchaus Stellen dabei, die einen Ausrutscher nicht verzeihen.

Links im Bild, wo die Sonner hervor blinzelt, da ist die Leiter mit vielleicht 15 Meter Höhe. Foto: Konrad Gwiggner
Links im Bild, wo die Sonne hervor blinzelt, da ist die Leiter mit vielleicht 15 Meter Höhe. Foto: Konrad Gwiggner

Dieser Weg über die Aferer Geisler ist landschaftlich weltklasse. Eine beeindruckende Umgebung und wunderschöne Blumen. Wir haben hier nur wenige Menschen angetroffen. Dies ist vielleicht auch der Schwierigkeit des Weges geschuldet oder auch dem weiten Aufstieg vom Tal. Wir wollten den Weg eigentlich bis zum Tullen gehen. Kurz vor dem Gipfel sahen wir andere Personen beim Abstieg vom Gipfel und haben für uns entschieden, uns dieser Gefahr nicht auszusetzen. Der Gipfel ist sehr bröselig. Gerade beim Absteigen ist ein Rutschen leicht möglich. Hier gibt es keine Sicherungsmöglichkeit und wenn man rutscht auch kein Halten mehr.

Einsames Edelweiß, welche ansonsten hier in Gruppen auftreten. Foto: Konrad Gwiggner
Einsames Edelweiß, welche ansonsten hier in Gruppen auftreten. Foto: Konrad Gwiggner

Wir gehen denselben Weg zurück wie wir gekommen sind und nehmen den Zendleser Kofel nochmals mit.

Am Weg zum Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner
Am Weg zum Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner

Wir haben noch etwas Zeit, deshalb schlagen wir den Weg noch in Richtung Bronsojoch ein. Von dort gibt es wieder ganz andere Ausblicke und Eindrücke.

Oberhalb des Bronsojoch. Foto: Konrad Gwiggner
Oberhalb des Bronsojoch. Foto: Konrad Gwiggner

Nach einer wunderbaren Stärkung in der Schlüterhütte und netten Gesprächen mit Bergfreunden genießen wir unseren letzten Sonnenuntergang hier.

Blick von der Schlüterhütte auf den Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner
Blick von der Schlüterhütte auf den Zendleser Kofel. Foto: Konrad Gwiggner

Tag 4: von der Schlüterhütte über den Adolf-Munkel-Weg zur Raschötz

– Gehzeit: 6 Stunden 37 Minuten
– Aufstieg: 652 Höhenmeter
– Abstieg: 788 Höhenmeter
– Distanz: 16,9 Kilometer

Heute geht es zuerst mal bergab zur Gampen Alm und dann entlang des Adolf-Munkel-Wegs am Fuße der Geislerspitzen.

Sonnenaufgang über dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Foto: Konrad Gwiggner
Sonnenaufgang über dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Foto: Konrad Gwiggner

Die Gampen Alm ist schnell erreicht. Der Adolf-Munkel-Weg führt großteils durch Wald und erlaubt immer wieder Blicke auf die Geislerspitzen. Der Weg ist sehr einfach zu gehen. Obwohl wir früh dran sind, sind wir hier nicht alleine.

Die Villnösser Geisler vom Adolf-Munkel-Weg aus. Foto: Konrad Gwiggner
Die Villnösser Geisler vom Adolf-Munkel-Weg aus. Foto: Konrad Gwiggner

Zur Mittagszeit erreichen wir die Brogles Alm, wo reger Betrieb herrscht. Man merkt, dass man die Alm mit der Bergbahn von Gröden aus recht leicht erreichen kann.

Nach einer Stärkung folgen wir nun über flaches, wunderbares Alm Gelände dem Weg 35 und später 31 bis zum Gipfel Außerraschötz. Dabei begegnen wir Pferden, Kühen und auch Eseln.

Almgebiet Innerraschötz im Naturpark Puetz-Geisler. Foto: Konrad Gwiggner
Almgebiet Innerraschötz im Naturpark Puetz-Geisler. Foto: Konrad Gwiggner

Vom Gipfel Außerraschötz geht es wenige Höhenmeter runter zur Kapelle Heilig Kreuz und dann flach rüber zu unserer letzten Unterkunft dieser Tour, der Schutzhütte Raschötz.

Schutzhütte Raschötz und die Seceda. Foto: Konrad Gwiggner
Schutzhütte Raschötz und die Seceda. Foto: Konrad Gwiggner

Die Raschötzhütte bietet für uns viel Luxus. Ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad, mit warmer Dusche, nicht extra zu bezahlen, kein Münzeinwurf. Die Hütte ist wie ein kleines, feines Berghotel und auch ideal gelegen für Sonnenuntergangs- und Sonnenaufgangsfotos.

Sonnenuntergang auf der Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner
Sonnenuntergang auf der Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner

Tag 5: Abstieg nach Villnöß

– Gehzeit: 3 Stunden 25 Minuten
– Aufstieg: 254 Höhenmeter
– Abstieg: 1196 Höhenmeter
– Distanz: 9,7 Kilometer

Vor dem Frühstück ist die erste Wanderung fällig, um Sonnenaufgang Fotos zu machen. Dafür geht es ein Stück in Richtung Osten, damit die Geislerspitzen in Szene gesetzt sind.

Sonnenaufgang in Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner
Sonnenaufgang in Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner

Nach dem Frühstück geht es den gestrigen Weg ein Stück zurück bis zur Abzweigung Peter Scharte. Es ist zwar ein Wegweiser Peter Scharte vorhanden, jedoch kein Weg. Man muss sich hier im Alm Gelände den Weg selbst suchen. Nach gut 150 Höhenmetern steht man auf dem Gipfel Innerraschötz.

Blick von Innerraschötz nach Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner
Blick von Innerraschötz nach Außerraschötz. Foto: Konrad Gwiggner

Von der Innerraschötz sind es nur wenige Meter bis zur Peter Scharte. Zuerst führt der Weg noch kurze Zeit durch steiniges Gelände, ist aber super hergerichtet. Danach geht es durch Stauden und später durch Wald bis zur Schafhütte. Ab der Schafhütte kann man sich entscheiden, entweder der Forststraße zu folgen oder dem Pfad entlang abzusteigen.

Peter Scharte. Foto: Konrad Gwiggner
Peter Scharte. Foto: Konrad Gwiggner

Ziel ist die Bushaltestelle Vergin im Villnösser Ortsteil St. Magdalena. Ist man an der Straße angekommen, so kann man entweder noch einen Abstecher ins Naturparkhaus Puetz-Geisler machen, welches keine 100 Meter entfernt ist, oder sich auch im kleinen Dorfladen versorgen, der auch am Weg zum Naturparkhaus ausgeschildert ist. Beide Einrichtungen haben eine Mittagspause und waren somit bei unserer Ankunft gerade beim Schließen. Es dauerte allerdings ohnehin nur wenige Minuten, und unser Bus nach Brixen kam an.

Bus 330 von Villnöß nach Brixen, bei der Heimreise. Foto: Konrad Gwiggner
Bus 330 von Villnöß nach Brixen, bei der Heimreise. Foto: Konrad Gwiggner

Die Fahrt nach Brixen führt durch ein tolles Tal und ist durch die beeindruckende Landschaft sehr kurzweilig. Falls wer noch Zeit hat für Brixen, der fährt am besten bis zur Endstation Busbahnhof. Von dort sind es nur wenige Meter in die Altstadt. Von der Altstadt ist es dann auch nur ein kurzes Stück bis zum Bahnhof.

Immer wieder toll entspannt mit den Öffis zu reisen und nach so vielen Tagen Bergabenteuer gesund und erholt nach Hause zu kommen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5 Tage Wandern   4.200 HM   4.400 HM   69 km   GPX Track

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